* 7. Januar 1942
† 25. September 2008
von Egbert Hiller
Essay
»Trifft etwas nicht den Kern, ist es bloße Kosmetik«, konstatierte Rădulescu (zit. n. einem Gespräch des Autors mit Vincent Royer), die er, zumindest auf dem Gebiet der Musik, strikt ablehnte. Künstlerisch keine Kompromisse zu machen, sondern ins Innerste des Klanges – in seinen »spirituellen Kern« – einzudringen, motivierte ihn maßgeblich. In diesem Punkt war er unnachgiebig gegen sich selbst und andere. Die Gründe für diese Rigorosität, die von beißendem Humor flankiert wurde, sind in seinem ausgeprägten, in seiner rumänischen Heimat jedoch kaum auslebbaren schöpferischen Eigensinn zu suchen. Von Kindheit an litt Rădulescu, der 1942 in Bukarest geboren wurde, unter der massiven politischen Unterdrückung und kulturellen Enge im vom Regime Nicolae Ceauşescus (1918–1989) beherrschten Rumänien. Erst unmittelbar nach Abschluss seiner Kompositionsstudien in Bukarest und der Übersiedlung nach Frankreich 1969 legte er den Grundstein für seine spektrale Musiksprache, doch lassen sich Entwicklungsschritte dahin schon vorher nachweisen.
Rădulescu war, als er im Alter von 27 Jahren nach Westeuropa kam, bereits ein eigenständiger Komponist. Dies hielt ihn nicht davon ab, sich aus erster Hand (bei Mauricio Kagel, Luc Ferrari, John Cage, Iannis Xenakis, Karlheinz Stockhausen und György Ligeti), mit wichtigen Strömungen der westlichen zeitgenössischen ...